Das Wort Raval stammt vom arabischen Wort Rabad ab, was soviel wie Nachbarschaft oder Viertel bedeutet. Das Altstadtviertel, dessen Charakter stark von Einwanderern geprägt ist, liegt westlich der Ramblas und reicht bis zum Mercat de Sant Antoni.
Das Raval bildet einen starken und beeindruckenden Kontrast zu anderen Stadtvierteln Barcelonas. Erst einmal fällt auf: Im Gegensatz zum Gotischen Viertel mit seinen engen Gassen ist das Raval überraschend offen und hell.
Halten Sie die Augen auf: Überall finden Sie an Hauswänden Graffiti und andere Kunstobjekte. Das Raval ist bekannt dafür und gleicht einem riesigen Freiluftmuseum, in dem Sie Streetart und Graffiti an jeder Ecke entdecken können.
Heute ist Raval ein Stadtbezirk mit charakteristischem Charme, Shopping-Zonen, etlichen Sehenswürdigkeiten und vielen Möglichkeiten, bodenständig auszugehen.
Auf Satellitenaufnahmen erkennt man das Raval sofort: es hebt sich markant von seinen benachbarten Vierteln ab. Westlich ist das Raval vom schachbrettartigen Eixample durch die Ronda de Sant Antoni und die Ronda de Sant Pau getrennt. Markantester Punkt ist hier der Mercat de Sant Antoni, eine wunderschöne historische Markthalle aus der Zeit des Modernisme. Und wie könnte es in Barcelona auch anders sein: Bei den Sanierungsarbeiten in den 2010er Jahren entdeckte man römische Überreste unter der Markthalle.
Nördlich bildet die Verbindungsstraße zwischen Plaça Catalunya und Plaça de la Universitat die Grenze, während östlich die breite Rambla deutlich als Grenzstraße zum Gotischen Viertel hin zu erkennen ist.
Ein markanter Punkt im Süden des Viertels, zum Alten Hafen hin, sind die Drassanes, eine mittelalterliche Werft, in der heute das sehenswerte Museu Marítim untergebracht ist.
Stadtführungen im Raval Viertel
Das Raval ist ein offenes Museum für spektakuläre Kunst, es ist voller versteckter Details, die beim bloßen Vorbeigehen leicht übersehen werden. Mit einem Guide erleben Sie die verborgenen Schätze dieses faszinierenden Stadtteils hautnah und schärfen Ihren Blick für seine einzigartige Mischung aus Geschichte, Streetart und multikulturellem Flair.
Das heutige Leben im Raval
Heute zählt das Raval zu einem der beliebtesten Ausgehviertel, ist ein wichtiger Treffpunkt der Kunst- und Musikszene und zu einem kulturellen Zentrum und ein Ausgehviertel in Barcelona geworden. Bis spät abends sind die Gassen und Plätze belebt.
Das Raval ein multikulturelles Viertel. Verschiedenste Kulturen treffen hier aufeinander, Sie können es an den Geschäften und den Restaurants aus aller Welt leicht bemerken. Auf den Straßen hört man die unterschiedlichsten Sprachen.
Ein wichtiger Treffpunkt der Skaterszene ist der Vorplatz des zeitgenössischen Museums MACBA. Zum Spazieren und Ausgehen lädt die Rambla del Raval ein. Beachten Sie auch die vielen Graffiti und andere Streetart, mit denen die Wände verziert wurden. Teilweise sind die Streetart-Werke von in der Szene weltweit bekannten Künstlern angebracht worden und stehen teilweise unter dem Schutz der Stadt.
Mittlerweile haben sich auch einige Hotels gehobenen Standards wie das Barceló Raval hier etabliert und sich verschiedene Institutionen hier angesiedelt. Es entstanden moderne Wohnbauten, ohne die gewachsenen Strukturen zu zerstören. So ist das Raval heute eine Mischung aus urigen, alten Bars, Kultureinrichtungen und einzigartigen Geschäften geworden, die Sie gesehen haben sollten.
Sehenswürdigkeiten des Raval
Im Rahmen der Stadtentwicklung seit den 1990er Jahren fanden im Raval viele Einrichtungen und Museen ihre Heimat und historische Gebäude wurden aufwändig saniert.
Geschichte des Raval
Zur Zeit des Mittelalters wurde der Bezirk des heutigen Ravals vor allem landwirtschaftlich genutzt. Nach und nach war der Platz innerhalb der Stadtmauern nicht mehr ausreichend, so dass sich die weitere Besiedelung außerhalb der Stadtmauern vollzog.
Mit Beginn des Krieges der Krone von Aragón gegen Kastillien im Jahr 1356 sind die Stadtmauern Barcelonas ausgebaut worden und das heutige Raval wurde in den Schutz der Stadtbefestigung eingeschlossen.
Die vorherige westliche Stadtgrenze war die heutige Rambla. Vorerst baute man im Raval hauptsächlich Krankenhäuser, Kirchen und Klöster. Später kamen Wohlfahrtseinrichtungen dazu.
Bis zum 15. Jahrhundert war das Raval als „Viertel der Klöster“ bekannt. Während der Unruhen von Barcelona im Jahre 1835, die vor allem gegen die Kirche gerichtet waren, wurden viele dieser Klöster geplündert und abgebrannt.
Mit Beginn der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert war der Stadtteil vor allem durch eine massive Überbevölkerung geprägt - der Charakter des Viertels änderte sich rasant. Industrieanlagen machten sich in und um das Viertel breit. Die Arbeiter wohnten meist direkt neben den Fabriken, was zu einer Zunahme der Bevölkerungsdichte des Viertels führte. Das Raval entwickelt sich zum am dicht besiedelsten Viertel Europas.
Neben dem Anstieg der Bevölkerungszahl auf Grund des Arbeitskräftebedarfs der Fabriken, zogen nach dem spanisch-amerikanischen Krieg um 1900 viele Kriegsveteranen und Arbeitslose in das schon überfüllte Raval. Erneut kommt es zu Unruhen und im Sommer 1909 beginnt die „tragische Woche“ von Barcelona, die blutige Konfrontation zwischen der Arbeiterklasse und der spanischen Armee. Ausgelöst wurden die Auseinandersetzungen durch die Einberufung von Reservisten zur Verstärkung der spanischen Kolonialtruppen in Marokko.
Ab 1850 begann der Abriss der Stadtmauern und das Viertel öffnet sich zu den umliegenden Stadtteilen. Bis heute hat das Raval jedoch seinen ganz eigenen Charakter beibehalten und die ehemaligen Grenzen zwischen den Vierteln sind nicht zu verkennen.
Barri Xino und die Stadtentwicklung seit den 1990
Den Beinamen „Barri Xino“ (zu deutsch: chinesisches Viertel) bekam das Raval Anfang es 20. Jahhunderts verliehen, als ein Journalist das Viertel mit den Chinatowns in Amerikas Großstädten verglich. Durch enge Gassen, schlechte hygienische Bedingungen und die dichte Besiedelung herrschten hier ähnliche Zustände. Jedoch gab es hier keine nennenswerte Anzahl an Asiaten, im Gegensatz zum China Town in New York.
Lange Zeit war vor allem der Teil in Hafennähe geprägt von Tavernen und Bordellen. Das Viertel war als Viertel der Armen bekannt. Erst mit den Modernisierungsmaßnahmen Mitte der 1980er Jahre konnte der Stadtteil diesen Ruf endgültig ablegen. Im Zuge der Vorbereitungen für die Olympischen Spiele, die in Barcelona 1992 stattfanden, beschloss man das Viertel in Hafennähe rundum zu sanieren.
Auch nach den Olympischen Spielen wurden die Modernisierungsmaßnahmen fortgesetzt. Es entstanden einige der Wahrzeichen des Ravals, wie zum Beispiel die „grüne Lunge des Viertels“, die Rambla del Raval oder das Museum für zeitgenössiche Kunst MACBA.
Warum eine Stadtführung im Raval
Raval ist etwas abseits des Tourismus. Dabei hat dieser multikulturelle Stadtteil eine bedeutende Wandlung erfahren: vom "geh da besser nicht hin"-Bezirk der 1980er Jahre zum heutigen Szeneviertel. Wenn Sie vorher im Gotischen Viertel waren, fällt Ihnen ein Unterschied sofort auf: im Raval ist es hell.
Die Guides machen Sie auf interessante Details im Raval aufmerksam: an jeder Ecke finden Sie die verschiedensten Formen von Streetart, sei es Graffiti oder an die Häuser geklebte Skulpuren aus Getränkedosen. Auch der berühmte, aber unbekannte Künstler Banksy hat in Barcelona schon triste Wände verschönert.
Wir lieben es, im Raval nach neuen Graffitis und anderer Streetart Ausschau zu halten, einfach die Rambla de Raval herunter zu gehen, in einem der vielen Restaurants internationale Spezialitäten zu probieren und dann den Abend in einer Bar ausklingen zu lassen. Es ist die Mischung aus Sehenswertem und vorhandener Authentizität im Raval, weshalb Sie sich diesen Stadtteil zeigen lassen sollten.