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Kloster Sant Pau del Camp

Entdecken Sie das älteste Kirchenbauwerk Barcelonas


Das ehemalige Benediktinerkloster von Sant Pau del Camp ist das älteste heute erhaltene Kirchenbauwerk Barcelonas - und ein echtes Juwel katalanischer Romanik.

Errichtet wurde es wahrscheinlich Ende des 9. Jahrhunderts: Aus den wenigen erhaltenen Dokumenten geht die Gründung des Klosters zwischen den Jahren 897 und 911 hervor. Grabsteine reicher Grafenfamilien deuten darauf hin, dass das Kloster in seiner Blütezeit sehr bedeutend war. Die schöne Anlage ist heute eine kleine Ruhe-Oase im sonst so trubeligen Raval-Viertel - und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Geschichte des Klosters Sant Pau del Camp

Schon seit Gründung der römischen Siedlung Barcino im heutigen Gotischen Viertel gab es auch eine Besiedelung außerhalb der Stadtmauer. Sie lag am Fuße des Montjuic auf einer weiten, landwirtschaftlich genutzen Fläche, "El Camp" genannt.

Zur Geschichte des Klosters Sant Pau gibt es nur wenige und teilweise widersprüchliche Dokumente. Aufgrund von Überresten aus der römisch-christlichen Periode geht man heute davon aus, dass der Ort bereits vor der Errichtung des Benediktinerklosters eine christliche Wirkungsstätte war. Überlieferungen aus dem 5. Jahrhundert zeigen, dass Sankt Paulinus hier ein Hospiz errichtet hatte. Schriftstücke aus dem Jahr 1420 nahmen diese Überlieferungen auf - demnach wurde Paulinus auf dem Gelände des Hospizes auch begraben.

Das Besondere am Kloster Sant Pau del Camp im Raval

  • Ältestes Kirchenbauwerk Barcelonas
  • Wunderbar restaurierte Anlage
  • Romanische Baukunst mit vielen gotischen und maurischen Elementen
  • Weit ab von den Touristenwegen

Als gesichert gilt, dass das Kloster zwischen den Jahren 897 und 911 durch den Grafen Guifre-Borell (Wilfredo II.) gegründet wurde. Das belegt der Grabstein des Grafen, der 1596 gefunden wurde und der sich heute an der Mauer des linken Armes des Kirchengebäudes befindet. Wilfredo II. starb am 26. April 911. Er war der Sohn von Wilfredo I. el Vellonso ("der Behaarte"), der 897 den Erbadel in der Spanischen Mark eingeführt hatte und als Gründervater Kataloniens gilt.

Von der Zeit der Gründung bis zur Plünderung und Zerstörung durch die Mauren im Jahr 985 gibt es keine schriftlichen Dokumente über das Kloster. Bekannt ist, dass die Benediktiner das Kloster vor der Plünderung durch die maurischen Truppen von Almanzor aufgegeben hatten. Bis zur zweiten Gründung des Klosters mehr als 100 Jahre später blieb es eine einfache Kirche, in der allerdings keine Gemeinde untergebracht war.

Die Adligen Geribert Guitard und seine zweite Frau Rotlendis, Gründer des Hauses der Bell Lloc, bauten das Kirchengebäude Ende des 11. Jahrhunderts auf eigene Faust wieder auf und vereinten es mit dem Kloster von Sant Cugat del Vallés, damit eine neue Klostergemeinschaft gegründet werden konnte. Das adlige Paar unterstellte das Kloster am 29. April 1117 dem Heiligen Stuhl in Rom als Spende - das Kloster durfte aber weiterhin selbständig handeln. Im 13. Jahrhundert war das Kloster Sant Pau del Camp nicht mehr von Sant Cugat abhängig. 1508 wurde Sant Pau mit dem Kloster von Montserrat vereinigt, 1593 erneut mit Sant Cugat und 1617 mit dem Kloster Sant Pere de la Portella del Berguedà.

Während der französischen Besatzung von 1808 bis 1814 wurde das Kloster als Krankenhaus für die französischen Truppen genutzt und anschließend in eine Kasene der italienischen Truppen umfunktioniert. 1835 wurden die Benediktinermönche aus dem Kloster entlassen. Das Kloster diente danach als Schule und als Kaserne, bis die Kirche schließlich 1879 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt wurde. Heute ist die restaurierte romanische Anlage ein Museum und ein kultureller Veranstaltungsort.

Die Architektur des Monuments

Obwohl das Kloster bereits seit dem 10. Jahrhundert existiert, ist das heutige Gebäude das Ergebnis von umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten aus dem 12. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Umbauten und Erweiterungen hinzu. Vom ursprünglichen Kirchengebäude ist deshalb nur wenig erhalten. Das Kloster Sant Pau del Camp wird der Romanik, also dem vorgotischem Stil, zugeordnet. Es sind aber auch viele gotische Elemente zu sehen.

Die Klosterkirche besteht aus einem einzigen Schiff und ist vom Grundriss her einem griechischen Kreuz nachempfunden. Sehenswert ist besonders das Portal, das von einem älteren Kirchenbau aus der Westgotenzeit stammt. Vom schlichten Inneren der Kirche gelangt man über den gotischen Kapitelsaal zum wunderschönen Kreuzgang mit seinen Vielpassbögen aus dem 13. Jahrhundert - er ist eindeutig maurischem Einfluss zuzuordnen und einzigartig in Europa. Im Inneren der Kirche erkennt man typische Elemente der Romanik wie Windungen und Tonnengewölbe.

Im Garten befindet sich die Casa Abacial, die im 15. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Das Portal wird flankiert von zwei Marmorsäulen, auf denen die Archivolte, der gewölbte Halbrundbogen, ruht. Auf dem Tympanon - der Schmuckfläche im Bogenfeld des Portales - ist Jesus Christus zusammen mit Peter und Paul (Pere i Paul) dargestellt. Die Pilaster der Säulen außen an der Kirche sind mit menschlichen Gesichtern, Fabelwesen und Pflanzen geschmückt.

Die Lage von Sant Paul del Camp

Die ersten Bewohner des heutigen Stadtviertels Raval ließen sich hier vor etwa 4.000 Jahren nieder. Das zeigen  Ausgrabungen aus dem Jahre 1989 in der Nähe des Klosters, bei der neben Resten einer römischen Siedlung auch Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit gefunden wurden. Ein Jahr später wurde beim Abriss einer Kaserne der Guardia Civil eine neolithische Nekropole mit 25 Gräbern gefunden. Die Gegend um das Kloster beherbergte demnach eine der frühesten menschlichen Siedlungen von Barcelona.

Als "El Camp" bezeichnet man die im 9. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzte Fläche vor den Stadtmauern von Barcelona. Die Klosterkirche lag damals also weit außerhalb der Stadt, auf der freien Fläche. Bis in das Mittelalter hinein waren diese Felder weitgehend unbebaut. Ende des 14. Jahrhunderts wurde Raval schließlich in Barcelona eingemeindet. Heute bildet das Viertel Raval, in dessen südlicher Spitze sich das Kloster befindet, zusammen mit den östlich angrenzenden Vierteln Barri Gòtic und El Born die Altstadt.

Das Kloster Sant Pau del Camp befindet sich nur etwa 200 Meter vom südlichen Ende der Rambla de Raval entfernt. Der Weg ist ausgeschildert.

Noch mehr Interessantes zum Kloster Sant Pau

Die Spanische Mark

Die Spanische Mark war die politisch-militärische Grenzregion zwischen dem maurischen Al Andalús und dem Frankenreich. Die Mauren erreichten die Iberische Insel im Jahr 711. Nach der Zerstörung Tarragonas 714 ergab sich Barcelona und entging so der Zerstörung durch die Eroberer. Die frühchristliche Basilika auf dem Platz der heutigen Kathedrale wurde zur Moschee. 801 eroberten die Karolinger unter Ludwig dem Frommen, König der Franken,  Barcelona von den Mauren zurück. Kaiser Karl der Große gründete im selben Jahr die Spanische Mark zur Grenzverteidigung und zur Rückeroberung ganz Kataloniens. Die Herrschaft der Mauren dauerte weniger als 100 Jahre. Nach der Rückeroberung setzten die Karolinger die Grafen von Barcelona ein. Guifre II. führte den Erbadel in Barcelona ein, wodurch die Grafen von den Franken unabhängig wurden. Die Mauren, militärisch geschwächt, griffen in dieser Zeit unter anderem das Kloster Sant Pau del Camp an, das damals noch nicht innerhalb der Stadtmauern lag. Nach dem Tod Guifre II. zerbrach die Einheit der Grafen von Barcelona. Der Kern, der aus den Grafschaften Barcelona, Vic und Girona bestand, bleib aber weiterhin bestehen - daraus entwickelte sich das heutige Katalonien.

Das Leben im Kloster Sant Pau

Über die Anfänge des Klosterlebens in Sant Pau ist nur wenig bekannt. Erst seit 1229, als die Kongregration Claustal Tarraconense gegründet wurde, gibt es Aufzeichnungen. Die Kongregation war ein Zusammenschluss aller selbständiger Klöster in Katalonien unter Leitung des Priors von Sant Pau. Das Kloster erlebte seine Blütezeit den Aufzeichnungen nach im frühen 13. Jahrhundert, als insgesamt mindestens 10 Mönche dort lebten - darunter ein Küster, ein Verantwortlicher für die Kleidung der Mönche und ein Krankenpfleger. Vorher hatten nicht mehr als 5 Mönche dort gelebt, so dass durch den Zuwachs eine Erweiterung des Klosters nötig wurde. Den größten Einschnitt brachte aber die Zusammenlegung mit dem Kloster Sant Pere de la Portella im 17. Jahrhundert. Die Mönche aus diesem Kloster zogen nun ebenfalls nach Sant Pau, was weitere Umbauten mit sich brachte. 1672 wurde außerdem die Hochschule und das Novizitat der Kongregration nach Sant Pau übertragen. Auf dem Gelände lebten seitdem also nicht mehr nur der Abt und die Mönche, sondern auch "weltliche" Personen, darunter drei Professoren (einer für Philosophie, zwei für Theologie), ein Bibliothekar, ein Organist, sowie die Mönchsschüler und Novizen.


Warum sich ein Besuch der Klosteranlage lohnt

Barcelonas Trend-Viertel Raval - bekannt für Multi-Kulti und lebendiges Treiben. Und mittendrin, wie ein versteckter Schatz: Sant Pau del Camp, das älteste erhaltende Kirchenbauwerk Barcelonas. Bei einem Besuch sind Lärm und Hektik schnell vergessen, an heißen Tagen ist es hier außerdem angenehm kühl. Sie können ganz in Ruhe die romanische Baukunst, die vielen gotischen Elemente und vor allem den in Europa einzigartigen Kreuzgang mit seinen maurischen Einflüssen bewundern. Während einer Führung erhalten Sie außerdem viel interessantes Hintergrundwissen zur Geschichte des Klosters und zum Leben der Mönche innerhalb der Anlage.

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Das Wichtigste im Überblick

Umgebung
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Adresse
Sant Pau, 101
Telefon: +34 606 452 806
santpaudelcamp.cat

Anreise
Metro: Paral·lel (L2, L3)
Bus Turístic: Colom - Museu Marítim
Parken in der Nähe

Öffnungszeiten
Mo. - Sa.: 10:00 - 18:00 Uhr
So. und an Feiertagen keine Besichtigung
Führung: So. um 12:45 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene: 6,00 €
Führung: 10,00 €
Unter 12 Jahre: frei


Hinweise zum Besuch des Klosters von Sant Pau

Für den Besuch des Klosters empfehlen wir, ca. 30 - 45 Minuten einzuplanen.