Auf dem leicht erhöhten Platz Pla de la Seu, auf dem sich heute die Kathedrale von Barcelona befindet, hatten schon die Römer einen Tempel errichtet.
Gewidmet ist die Kathedrale der Märtyrerin Santa Eulàlia, der Schutzpatronin von Barcelona. Sie wurde um 290 n. Chr. zu Tode gefoltert. Der Leichnam Eulàlias liegt unter dem Hochaltar begraben. Man feiert sie immer am 12. Februar.
Der offizielle Name der Kirche lautet Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia, also Kathedrale des Hl. Kreuzes und der Hl. Eulàlia. Der Name "La Seu" bezieht sich eher auf die Stellung der Kirche. La Seu bedeutet übersetzt in etwa Zentrale oder Hauptquartier, gemeint ist damit der Sitz des Bischofs.
Wenn auch die eigentliche gotische Kirche schon 1448 fertiggestellt wurde, wurde im Laufe der Jahrhunderte das Erscheinungsbild des Gotteshauses durch Um-und Anbauten immer wieder verändert. Der letzte größere Umbau ist 1913 mit der Fertigstellung des mittleren Turms beendet worden.
Santa Eulàlia ist neben La Mercè die wichtigste Stadtpatronin Barcelonas. Um das Leben und Sterben der Märtyrerin ranken viele Mythen und Legenden. Eulàlia war eine Ganshirtin vor den Stadttoren Barcelona auf dem Gebiet des heutigen Bezirkes Sarrià.
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Eulàlia hatte sich dem Christentum zugewandt, diese wurden aber auf Befehl des Kaisers Diokletion von den lokalen Behörden verfolgt. Das 13-jährige Mädchen wandte sich an den Gouverneur Decià, er möge die Verfolgung unterlassen. Über ihr Anliegen und der Tatsache, dass sie sich nicht Glauben abwenden wollte, war Decià so erzürnt, dass er sie mit 13 Martyrien zu Tode foltern lies, für jedes Lebensjahr eines. Am Ende wurde ihr am Kreuz ein Auge ausgebrannt. Ihr Tod wird um 290 oder den 12. Februar 303 vermutet.
Nach ihrem Tod soll es geschneit haben, der Schnee legte sich wie ein Mantel um ihren leblosen Körper. Der Kult um Eulàlia begann 877. Der Bischof Frodoí suchte nach Dokumenten, die den Verbleib der Eulàlia klären sollten. Die Überreste sollen ganz in der Nähe der Kirche Santa Maria del Mar gelegen haben. 878 errichtete man in der Kathedrale ein Grab für sie und bettete sie um.
Heute liegt sie in der Krypta der Kathedrale in einem Sarkophag.
Ob es sich bei den Gebeinen wirklich um die der Eulàlia handelt, ob es sie überhaubt gegeben hat und wann tatsächlich ihr Todestag war, darüber streiten sich die Gelehrten.
In Barcelona begann die Christianisierung früh im 3. und 4. Jahrhundert. Das Martyrium der Heiligen Eulàlia während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletan (Kaiser von 284 bis 305) deuten darauf hin.
Auf Grund von Ausgrabungen entlang der Carrer dels Comtes an der Ostseite der heutigen Kathedrale weiß man, dass hier bereits im 4. Jahrhundert eine frühchristliche Kirche gestanden haben muss. Es handelte sich um ein dreischiffiges Gebäude. Obwohl es keine wissenschaftlich gesicherten Dokumente aus dieser Zeit gibt, vermutet man, dass es sich schon damals um eine Kathedrale, also ein Bischofssitz, gehandelt hat.
In einer Kapelle dieser frühchristlichen Kirche wurden auch die Reliquien der Heiligen Eulàlia aufbewahrt. Mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Mauren 711 wurde diese in einer anderen Kirche versteckt - vermutlich die Santa Maria del Mar oder die Santa María de les Arene. Eulàlias Gebeine entdeckte man 877 wieder.
Die einfache Kathedrale überstand 985 die Zerstörung von Barcelona durch den maurischen Herrscher Almansor. Bis der Graf von Barcelona Ramon Berenguer 1046 den Bau einer romanischen Kathedrale begann, blieb die frühchristliche Kirche stehen.
Diese romanische Kirche wurde 1058 fertig gestellt (die "Zweite Kathedrale"), aber schon ab dem 1. Mai 1298 wurde auf den noch vorhandenen Fundamenten der frühchristlichen Kirche und der romanischen Kathedrale von Ramon Berenguer wieder gebaut: die heutige gotische Kathedrale wird errichtet.
Die nächsten 150 Jahre ab 1298 können in drei Abschnitte unterteilt werden:
Die schmucklose Fassade schien so manchen zu stören: auf Initiative des industriellen Manuel Girona Agrafel begann Ende des 19. Jahrhundert der Bau der Fassade in Anlehnung an ursprüngliche Pläne aus dem 15. Jahrhundert. Die im neugotischen Stil errichtete Fassade und die beiden Seitentürme wurden dann 1913 eingeweiht.
Die Kathedrale von Barcelona besteht aus drei Schiffen, besitzt aber nur eine Apsis. Die Schiffe bestehen aus fünf Abschnitten, wobei jener an der Fassade der längste ist.
Um den Raum zwischen den kleineren Strebepfeilern der Seitenschiffe nutzen zu können, sieht die Struktur der katalanischen Gotik Sekundärkapellen um das ganze Gebäude vor. Jeder der Abschnitte, deren Grenze mächtige Säulen zwischen den Schiffen kennzeichnen, besitzt zwei dieser nach innen offenen Kapellen.
Die Kirche ist an den Außenmaßen 93 Meter lang, 40 Meter breit und das Mittelschiff 28 Meter hoch.
Im Inneren misst die Kirche ohne die Kapellen eine Breite von 25 Metern. Jede Kapelle ist 9 Meter hoch, 5 Meter breit und 6 Meter tief. In der Kirche gibt es davon 28 Stück. Das mittlere Kirchenschiff ist 26 Meter hoch und 13 Meter breit. Die Seitenschiffe sind 21 Meter hoch und 6 Meter breit. Die tragenden Säulen sind bis zum Bogen 15 Meter hoch.
Der Bau des Chorgestühls der Kathedrale in der Mitte des Mittelschiffs begann 1390 im Auftrag des Bischofs Raymund d'Escales. Das Gestühl gehört den bedeutendsten bildhauerischen Werke der Gotik in Katalonien. Auch dieses Detail der Kathedrale wurde über einen langen Zeit gebaut und immer wieder ergänzt: Ende des 15. Jahrunderts schuf der Bildhauer Michael Lochner und sein Schüler Johan Friedrich die Vordächer und Zinnen. Die Gedenkschilder wurden 1517-18 von Juan de Borgoña gemalt. Sie beziehen sich auf die Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, die 1519 nach Barcelona einberufen wurden.
Die hölzerne Kanzlei rechts am Eingang zum Chor stammt aus dem Jahr 1403.
Als man festgestellt hatte, dass die 215 Schlusssteine der Kathedrale nicht einfarbig waren, sondern polychromatisch, wurden diese 1970 restauriert. Die Schlusssteine zeigen Bildnisse von Heiligen, die in der Kirche verehrt werden.
Die Orgel befindet sich unter dem Glockenturm im Kirchenschiff in der Galerie über dem Eingang Sant Ivo. Erbaut wurde die künstlerisch, liturgisch und historisch bedeutende Objekt von 1537 bis 1539. Von 1985 bis 1994 wurde sie umfassend restauriert. Seit 1990 findet ein Mal im Monat ein Orgelkonzert statt. Die Orgel begleitet auch die Eucharistiefeiern und die Gottesdienste.
Unbedingt anschauen sollte man sich den Kreuzgang mit kleinen Kapellen, Gärten, Brunnen, mittelalterlichen Grabsteinen und sogar Gänsen, deren Schnattern Sie schon aus dem Kirchengebäude heraus hören können.
Besonders an heißen Sommertagen ist der kühle Kreuzgang eine Wohltat.
Vom Kreuzgang erreicht man das kleine Museum. In diesem Museum finden Sie zwei sehr kostbare Statuen, die die Santa Eulàlia darstellen und einen ebenso kostbaren Monstranz aus purem Gold. Ein Monstranz ist ein liturgisches Schaugerät, in dem die Hostie präsentiert wird. Im "Sala Capitular" können Sie außerdem wunderschöne Deckenmalereien bewundern.
Die 13 weißen Gänse, die tagtäglich im Garten des Kreuzganges herumrennen, sollen das Alter von Eulàlia symbolisieren, als sie ihr Märtyrium erlitt. Das mag durchaus zutreffend sein, auch dass Eulàlia eine Gänsehirtin war. Die Existenz dieser Tradition der Gänsehaltung verdanken wir aber einer ganz praktischen Eigenschaft der Gänse: ihr ohrenbetäubender Lärm war eine gute Abschrenkung gegen unerwünschte Eindringlinge und Diebe.
Immer zu Fronleichnam wird der Klosterbrunnen im Kreuzgang mit Blumen geschmückt. Der Brauch besteht darin, auf dem Wasser ein Ei tanzen zu lassen. Diese Tradition reicht mindestens in das Jahr 1636 zurück.
Die Kathedrale ist ein sehr schönes und einzigartiges Kirchengebäude. Das gotische Kirchenbauwerk wäre eigentlich 1417 fertig gewesen bzw. 1448 mit der Fertigstellung des Kreuzganges. Die triste Fassade und das Fehlen eines "richtigen" Kirchenturmes veranlaste Manuel Girona Agrafel dazu, die Kirche um eine neugotische Fassade mitsamt repräsentativen Kirchturm zu erweitern. Die Kathedrale kann sicher als ein gutes Beispiel herhalten, wie bei vielen Sakralen Bauwerken, die über Jahrhunderte gebaut wurden, sich Stilrichtungen mischten.
Das Innere der Kirche ist mehr als imposant, hier erleben Sie viele Jahrhunderte der Geschichte Barcelonas. Auf dem Dach haben Sie einen fantastischen Blick über das Gotische Viertel. Die 13 Gänse im Innenhof des Kreuzgangs sind schon speziell, aber die Anlage ist sehr schön und ruhig.
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Umgebung
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Adresse
Plaça de la Seu, 7
www.catedralbcn.org
Anreise
Metro: Jaume I. (L4)
Bus Turístic: Barri Gòtic
Parken in der Nähe
Öffnungszeiten
Wochentage: 09:30 bis 18:30 Uhr (letzter Einlass 17:45 Uhr)
Samstags und vor religiösen Feiertagen: 09:30 bis 17:15 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)
Sonntags und an religiösen Feiertagen: 14:00 bis 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)
Eintrittspreise
Personen ab 12 Jahre: 9,00 €
Kinder bis 11 Jahre: freier Eintritt
Hinweise zum Besuch der Kathedrale
Mit dem bezahlten Eintritt können Sie folgende Bereiche besuchen: den Dom und den Kreuzgang, das Dach, das Chorgestühl, den Kapitelsaal, den Jüdischen Gedenkraum mit Originaldokumenten aus dem Archiv von 1535, das Museum und die Kapelle des Hl. Christus von Lepanto.
Sie können die Kathedrale auch ohne Eintritt zu zahlen besuchen, außerhalb der touristischen Zeiten, siehe oben. Zugänglich sind dann der Dom und der Kreuzgang. Beachten Sie bitte: außerhalb der Zeiten finden u.a. auch Messen statt, die nicht gestört werden sollten.
Möchten Sie dieses wunderschöne Kirchenbauwerk etwas detaillierter und ruhiger genießen, ist der bezahlte Eintritt durchaus lohnenswert.
Für den Besuch sollten Sie sich ca. 1-1,5 Stunden Zeit nehmen.
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