Die Colònia Güell ist ein ehemaliger industrieller Komplex aus der Zeit des Modernisme. Benannt wurde die Industrieanlage nach seinem Eigentümer Eusebi Güell.
Die Colònia Güell umfasst neben den Fabrikgebäuden auch eine Siedlung für die Arbeiter und deren Familien. Ein besonderes Highlight der Colonia ist zweifelslos die Krypta von Antoni Gaudí, die 2005 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
Die Krypta von Gaudí, auf der von Gaudí eigentlich eine imposante Kirche hätte bauen sollen, ist mit ihrer Architektur äußerst sehenswert: Antoni Gaudí hat hier viele architektonische Lösungen bereits gefunden, die er später beim Bau der Sagrada Familia verwendet hatte.
Wenn Sie die Colònia Güell, die Krypta Gaudí und das Informationszentrum besuchen, dann erfahren Sie unheimlich viele über das Leben in den industriellen "Kolonien" zur Zeit des Modernisme.
Krypta Gaudí
Die Colònia Güell ist ein bedeutendes künstlerisches und historisches Erbe. Der Weg zwischen den Gebäuden ist wegen seines Charmes und der Ruhe so faszinierend. Sie können die Atmosphäre der industriellen Kolonie des Modernisme Ende des 19. Jahrhunderts förmlich spüren.
Als Besucher können Sie beliebig zwischen den Gebäuden umhergehen, die von modernistischen Architekten geschaffen wurden und an denen Sie die Merkmale dieser architektonischen Bewegung erkennen können: Backsteinmauern als die klassische Bauweise in den Städten und Verwendung moderner Materialen wie Stahl und Trencadis-Keramiken.
Wenn Sie die von Antoni Gaudí erschaffene Krypta besuchen, werden Sie wahrscheinlich den gleichen Gedanken haben wie wir: "Schade, dass Gaudí dieses Gebäude nicht fertig gebaut hat". Der geniale Architekt soll über die Kirche gesagt haben, dass sie ein monumentales Modell der Sagrada Famlia gewesen wäre, wenn man sie fertig gestellt hätte.
Die Krypta war Gaudís Experimentierfeld für den Bau der Sagrada Famlia.
Gaudí schuf die Kirchenschiffe der Krypta als einen einzigen Ram, der ohne Strebepfeiler oder Stützmauern auskommt. Möglich wurde dies durch schief liegende pfeilern und Bögen, die auch zu der Hyperbolisch-paraboloiden Form der Umfassungsmauern führte.
Das Gebäude verschmelzt mit der Umgebung, die unterschiedlichen Ebenen der Schiffe snd an den Hügel angepasst, Materialen und Farben ähneln denen der damals umgebenden Vegetation.
Die angewandten architektonischen Lösungen der Tragwerksplanung, Bautechniken, Statik und Formen sind originell und erstaunlich einfach. Zahlreiche Beispiele, wie Gaudí die angewandte Kunst in Bezug auf praktische und dekorative Umsetzung beherrschte.
Die Krypta wurde 2005 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
Das Besucherzentrum befindet sich im ehemaligen Genossenschaftsgebäude der Colònia Güell. Das Museum ist recht spannend. Es widmet sich dem Leben der Arbeiter und deren Familien während der Zeit des Modernisme von ca. 1890 bis ca. 1910. Es zeigt auch das Wirken der Familia Güell, die sich im Gegensatz zu den meisten Industriellen der damligen Zeit auch sozial engagierten.
Und natürlich widmet sich die Ausstellung auch zu einem großen Teil der Krypta und dessen Erbauer Antoni Gaudí. Besonders beeindruckend das Ausstellungsstück, mit dessen Hilfe Gaudí die Statik sener Gebäude ermittelte: Er fertigte ein Modell der Säulen und Bögen aus Ketten, drehte es um und hängte es an die Decke. Unterschiedliche Belastungen ermittelte er, indem er Gewchte an die Ketten hing. So konnte er schnell feststellen, die der Druck sich auf die einzelnen Tragwerke wie verteilte.
Sehr einfach ist die Anreise mit dem Zug der FGC (Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya) ab dem Plaça Espanya. Die Anfahrt dauer etwa 20-30 Minuten.
Die Errichtung der Arbeitersiedlung "Colònia Güell" begann im Jahr 1890 auf Initiative des Unternehmers Eusebi Güell. Sein Anwesen "Can Soler de la Torre" befand sich im Gemeindegebiet von Santa Coloma de Cervelló, im derzeitigen Landkreis Baix Llobregat.
Damals begann man, um sich den wachsenden sozialen Konflikten in den Städten fern zu halten, Industriegebiete zu errichten, bei denen die Arbeiter mit deren Familien direkt wohnten. Die Häuser der Arbeiter sollten dazu auf dem gleichen Anwesen neben der Fabrik entstehen und mit dieser einen Siedlungskern mit einem eigenen, vom Unternehmen beaufsichtigten Sozial- und Wirtschaftsleben bilden. Die Colonias, industrielle Kolonien, waren also eigenständige, isolierte Dörfer.
Im Unterschied zur überwiegenden Mehrzahl der Industriesiedlungen in Katalonien, versuchte Eusebi Güell soziale Verbesserungen für die Arbeiter einzuführen und betätigte sich als Kulturmäzen. So stattete er die Colonia Güell mit kulturellen und religiösen Einrichtungen aus und beauftragte verschiedene Architekten mit der Errichtung neuer Gebäude im Stil des Modernismus. Ein einzigartiges Beispiel dafür ist die Kirche von Antoni Gaudí.
Auch die Maurermeister hinterließen an zahlreichen Gebäuden Zeugnisse ihres Talents, wie sie besonders an den vielfältigen Gesimsen und Fassadendetails zu sehen sind.
Die Arbeitersiedlungen waren als gesellschaftliche und wirtschaftliche Organisation mit dem Hauptzweck der industriellen Produktion gedacht. Den überwiegenden Teil ihrer Zeit verbrachten die Männer und Frauen der Siedlung in der Fabrik, die für sie in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit ein regelmäßiges Einkommen garantierte.
Im Laufe der Jahre wurde die Siedlung aber auch von der Gewerkschaftsbewegung und den Forderungen der Arbeiter erfasst. Zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs wurde die Fabrik kollektiviert und von den Arbeitern verwaltet. Nach dem Ende des Krieges wurde sie an die Familie Güell zurückerstattet, die sie im Jahr 1945 an die Familie Bertrand y Serra verkaufte. In den Folgejahren wurde die Industrieproduktion fortgeführt und die Siedlung hielt ihr vom Ort Santa Coloma de Cervelló weitgehend getrenntes Leben aufrecht. Die Einwohnerzahl des Ortes wuchs jedoch kontinuierlich und überstieg in den 60er Jahren jene der Arbeitersiedlung.
Die Colònia Güell wurde dagegen vom unkontrollierten städtebaulichen Wachstum der 60er und 70er Jahre verschont. Sie blieb praktisch eine kompakte Siedlung, deren Hauptzweck in der Industrieproduktion bestand. Während der Krise der Textilbranche wurde jedoch im Jahr 1973 die Fabrik geschlossen, ein Ereignis, das zu bedeutenden Umwälzungen führte. Während der Folgejahre wurde der Besitz verkauft: das Werk in kleinen Teilen an verschiedene Unternehmen, die Häuser an ihre Einwohner und die Einrichtungen und umliegenden Grundstücke an öffentliche Institutionen.
Mit der Krypta Gaudí sehen Sie ein Vorentworf der Sagrada Familia. Hier probierte er Techniken und Stile aus, die später in der Sagrada Familia perfektioniert wurden. Wer sich für die Geschichte Gaudís interessiert, sollte unbedingt die Krypta besuchen.
Auch die gesamte Anlage der Colònia ist interessant, sie steht für Innovation und Fortschritt für die damaligen Arbeiter. Es ist heute sehr schön, zwischen den Gebäuden und Fabriken hindurch zu spazieren und die Atmospähre des Modernisme auf sich wirken zu lassen. In Barcelona erleben Sie den Modernisme der Bourgeosie, hier der einfachen Leute.
Während des Spazierens durch die Colonia Güell können Sie eine Pause in einem der Cafés und Restaurants machen.
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Umgebung
Hotels in der Nähe finden
Adresse
Carrer Claudi Güell, 6
Anreise
Metro: FGC: S3, S4, S8, S9 (Colònia Güell)
Parken in der Nähe
Öffnungszeiten
An Wochentagen: 10:00 - 17:00 Uhr
Sa., So., Feiertage: 10:00 - 15:00 Uhr
Geschlossen: 01.01., 06.01., 25./26.12.
Eintrittspreise
Eintritt + Audiogude: 10,00 €
Ermäßgit (Schüler, Kinder unter 10 Jahre, +65): 7,50 €
Führung Krypta und Colonia Güell + Eintritt: 13,00 € (ermäßigt: 11,00 €)
Hinweise zum Besuch der Colònia Güell
Für die Anreise, den Besuch des Infozentrums und der Krypta Gaudi und enen Spaziergang durch die Kolonie sollten Sie sich gute 5-6 Stunden Zeit nehmen. Für eine Pause bieten sich mehrere Bars und Restaurants an.
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